Pacher ist seinen ureigensten Weg gegangen:
Sein Weg der Problemstellungen. Dieser lange, kurvenreiche Weg begann im Jahre 1960. Damals gründete Pacher einen Diskussionsclub, den er 10 Jahre leitete. Als junger Mann ging er auf die Strasse und lud Menschen zum Diskutieren ein. Und sie kamen. Das Mittel? Er verwickelte die Angesprochenen auf der Strasse sofort in verzwickte Problem-Fragen: "Wie frei ist der Mensch? Was ist der Sinn des Lebens?" und vieles mehr.

Diese Idee, seine Mitmenschen durch Problemstellungen zu interessieren und zu animieren, war die zündende Idee, welche Pacher bis zum heutigen Tage nicht mehr losgelassen hat. Nachdem er seinen Beruf als Bildhauer wegen eines Berufsekzems aufgeben musste, machte er sein Hobby zum Beruf.

Seit 1980 nun gibt Pacher hauptberuflich fast täglich seine Kurse "Freude an der Familie". Durch all die Jahre hindurch waren und sind seine Kurse gut besucht. Woran mag das liegen? In der Hauptsache wohl an seiner Problemorientiertheit oder seiner "Fragenden Grundhaltung", wie er das nennt. Dann aber bestimmt auch wegen seines grossen Aufwandes, sein Modell immer wieder den aktuellen Situationen anzupassen. Seine Mitarbeiter bezieht er in diesen Entwicklungsprozess mit ein. Das ist oft zeitraubend und mühsam. Jedoch hat die Qualität des Modelles dadurch sehr gewonnen.

Pacher will nicht einfach ein Modell adaptieren, sondern er sucht stets nach dem tieferen Grund, nach der eigentlichen Problemstellung. Er sucht nach Darstellungsmodellen und nach einprägsamen Begriffen. Das war ein langer Weg, welcher mit dem Buch "Wenn Kinder ihre Macht erproben" seinen vorläufigen Abschluss gefunden hat. Pacher sagt: "Theorie und Praxis müssen sich ergänzen. Und etwas salopp: Theorie ohne Praxis ist grau. Praxis ohne Theorie ist gräulich!" Er suchte empirisch nach neuen Erklärungen, nach neuen Definitionen, nach neuen methodischen Hilfsmitteln, bis sich langsam daraus eine Theorie formuliert hat, eine Theorie, welche sich in der Praxis bewähren muss.
Im Laufe seiner Kurstätigkeit sammelte Pacher unendlich viele Problemstellungen seiner Mitmenschen - notabene sein klassisches Hobby: "Wir haben zwar alle das gleiche Geld in der Tasche, wir tragen alle ähnliche Kleidung. Wir sehen alle ähnlich aus. Aber wir denken alle sehr verschieden. Und gerade diese Unterschiede interessieren mich. Der eine sammelt Briefmarken, der andere Bierdeckel, und ich sammle Problemstellungen", sagt Pacher schmunzelnd über sich selbst.

Pacher wirkt charismatisch. Er lebt von der Vorstellung, mit seinem Produkt eine zwar kleine, aber wichtige Lücke in der Erwachsenenbildung geschlossen zu haben. Seine Stärke ist seine Praxisnähe. Er bleibt in Tuchfühlung mit den Teilnehmern und zeigt echte Teilnahme an ihren Schwierigkeiten.

Pacher erkennt schnell die eigentliche, tieferliegende Problemstellung des Gesprächspartners und geht sicher auf ihn ein. Es fällt auf, dass er die zwischenmenschlichen Konflikte treffend, haarfein skizziert, problematisiert und seziert, es ist schon fast unheimlich zu sehen, wie treffend er die Probleme und Schwierigkeiten aller Arten erfassen und formulieren kann. Pacher wirkt kompetent. Es geht ihm nicht um Methode, bei ihm ist es Lebenshaltung.

Seine Faszination heisst: die jeweilige zentrale Schwierigkeit der Eltern im Umgang mit ihren Kindern ausfindig zu machen und die Logik der Kinder verständlich erklären zu können. Ihm ist es wichtiger, die richtigen Fragen zu finden als perfekte Antworten zu verteilen.

Mit seinen bald 75 Jahren und 25-jährigen Berufserfahrung bringt Pacher einiges an Lebenserkenntnissen mit. Langeweile ist bei ihm nicht denkbar.

Interview von Barbara Moll (2001)

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